Dressurturnier in Angersbach findet mit starken Einschränkungen statt
Von Barbara Kiel
Angersbach. Während das Corona-Virus das ganze Land in einen Ausnahmezustand versetzt hat, braucht es viel Mut, um in dieser Zeit ein Reitturnier auszurichten. Es klingt fast wie bei Asterix und Obelix: „Ganz Deutschland ist von der Corona-Pandemie besetz. Ganz Deutschland? Nein? Ein von unbeugsamen Pferdefreunden bevölkerte Reitanlage hört nicht auf, dem Virus Widerstand zu leisten. Die Rede ist vom Hippo Promotion Sports Club Angersbach, der es sich zum Ziel gesetzt und bis zum Ende darum gekämpft hat, vom 21. bis 24. Mai sein Dressurturnier auszurichten.
„Wie kann das sein,“ fragt man sich, denn überall in Deutschland, Hessen und im Einzugsgebiet des Kreisreiterbundes Rhön-Vogelsberg sind bis dato und sogar bis weit in den Sommer hinein alle Reitturniere abgesagt worden. Auch eine Lockerung, um wieder den normalen Turnierbetrieb aufnehmen zu können, ist von oberster Stelle noch nicht in Sicht. Dass es trotzdem geht, erklärt die Turnierleiterin Monika Waldeck: „Wir haben hohe Auflagen zu bewältigen und der Teilnehmerkreis ist sehr beschränkt. Da unser Dressurturnier ohnehin noch nie von Zuschauern überschwemmt wurde, die jetzt im Mai ohnehin nicht kommen dürfen, haben wir eine Ausnahmegenehmigung erhalten.“ Für das Turnier gibt es eine Teilnehmerbeschränkung, die vor ein paar Tagen noch einmal verschärft wurde – somit dürfen nur Bundeskaderathleten, Pferdewirte, Pferdewirtschaftsmeister und deren Auszubildenden sowie Berufsreiter, die ihr Einkommen gewerbsmäßig durch Beritt und Pferdehandel erzielen, teilnehmen. Da die Gastronomie wieder öffnen darf, erhofft sich der Verein hier ein paar Einnahmen. „Mit Stand 15. Mai haben wir etwa 500 Starts und 90 Teilnehmer, eigentlich ein ganz gutes Nennungsergebnis. Da wir hochklassige Prüfungen bis zur Klasse S*** ausgeschrieben haben und die Reiter bundesweit nennen können, sind wir mit dem speziellen Dressurturnier auf einem guten Weg. Die vielen Turnierabsagen im ganzen Land spielen uns ebenfalls etwas in die Karten, denn gerade das zugelassene Klientel lebt ja vom Pferdeverkauf und der Vorstellung der Pferde auf Turnieren. Nicht zuletzt sind diese Reiter froh, auch wieder einmal aus dem heimischen Stall rauszukommen.“ Und durch die Nennung einiger „Hochkaräter“ wie die hoch erfolgreiche Reitmeisterin Dorothee Schneider aus Hessen und Uta Gräf aus Rheinland-Pfalz wäre das Turnier für Zuschauer und Freunde des Dressursportes normalerweise ein „must have“, doch diese müssen strikt draußen bleiben.
Es wird also so ähnlich sein wie beim Fußball ein Geisterspiel. Einen Lichtblick gibt es aber: das Turnier in Angersbach kann jeder über einen Live-Stream bei Rimondo ansehen, bekommt also die Highlights auf den Bildschirm gezaubert und kann alles gemütlich Zuhause vom Sofa aus verfolgen. Einige hochklassige Sportler aus der Region, wie Claudia Rassmann und Heinrich Damian Brähler, werden auch zu sehen sein. Dazu kommen Sportler aus anderen Bundesländern; jedoch müssen die Gäste aus Luxemburg Zuhause bleiben. Außerdem sind alle Kreismeisterschaften und Cup-Wertungen des Kreisreiterbundes Rhön-Vogelsberg gestrichen worden.
Akribische Planung
Seit Wochen plant Monika Waldeck zusammen mit ihrem Helferstab akribisch, Unterstützung gibt es vor allem vom Pferdesportverband Hessen. Maskenpflicht, Einhaltung der Abstandsregeln auf dem gesamten Gelände, Absperrungen und die Kontrolle dessen sind selbstredend. Ansonsten läuft das Turnier, zwar ohne Zuschauer, aber dennoch in gewohnter Weise ab. Es gibt eine Siegerehrung mit Abstand und ohne „Shake-Hands“ sowie Protokolle und am Ende eine Ehrenrunde, die ja immer zum Höhepunkt der Prüfung gehört. Monika Waldeck ist sich sicher, dass sie mit ihrer Veranstaltung den Turniersport wieder ein Stück weit ins Rollen bringen wird und freut sich auf die große Herausforderung. Fast alle der insgesamt 22 Prüfungen, davon allein sieben in der Klasse S, werden auch durchgeführt.